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Der Coach als Scharlatan

Shakrenflüsterer, Schneeballsystem und andere Scharlatane können seriösen Coaches und deren Klienten gefährlich werden

In kursiv finden Sie die Gegeninszenierungen seriöser Coaches.

Wie erkennt man schlechte Coaches?

Die Qualität eines Coaches ist – außer durch konkret geschilderte Erfahrungen eines geeigneten Referenzgebers – für einen zukünftigen Klienten nicht messbar.
Doch Trost naht; wenigstens ist die Negativauswahl einfach.

Hier finden Sie Entscheidungshilfen (In kursiv finden Sie die Gegeninszenierungen seriöser Coaches):

1. Abzocke

Im oder direkt nach dem Vorgespräch verlangt der Coach eine Unterschrift von Ihnen unter einen “Rahmenvertrag” über eine “zunächst” vom Coach für nötig gehaltene Anzahl von Stunden?
Sofort und unwiderruflich alle Kontakte abbrechen!
Sollte dieser Coach in einem Verband organisiert sein, melden Sie das dem Verband. Ein solch unethisches Verhalten schadet allen seriösen Kollegen.

  • Ein erfahrener Coach meidet Druck auf den Klienten. Er schließt keine Rahmenverträge ab[1], schätzt nie die Anzahl der “notwendigen” Stunden, legt nie allein ein Datum für die Vertragsunterzeichnung fest und führt keine “Nachfasstelefonate” durch, wenn der Klient für eine Entscheidung länger braucht.
    [1] Das mag in Unternehmensinternen Coachingmaßnahmen anders sein

2. Verallgemeinerungen

Eine nicht quantifizierte und nicht spezifizierte Sprache mit hohem Verallgemeinerungsgrad kennzeichnet den Online-Marktauftritt unseriöser Player: “Immer mehr Menschen kommen mit den hohen Anforderungen unserer heutigen Welt nicht mehr zurecht” (Angebot Life-Coach).
Nicht verifizierbares Material lässt den Probleminhaber ratlos zurück.

  • Ein seriöser Coach meidet Verallgemeinerungen und Behauptungen. Er berichtet öffentlich über anonymisierte Beispielfälle und erläutert jeweils konkret und bis ins Detail, vor welcher Anforderung genau der Klient stand und wie der Coach vorgegangen ist. 

3. Alleskönner

Der Coach ist nicht spezialisiert in Ihrer Branche oder Hierarchiestufe und kennt trotzdem alles, was Sie vortragen, hat alles schon erlebt, was noch vor Ihnen liegt und kann alles bieten, was Sie brauchen?
Beenden Sie diesen Kontakt.

  • Ein seriöser Coach ist spezialisiert auf einen gewissen Bereich und wird für andere Bereiche einen Kollegen empfehlen können – und wollen!
  • Ein seriöser Coach kann nicht “alles schon erlebt” haben, was der Klient schildert. Denn jeder Klient, der das gleiche äußere Ereignis X schildert, verbindet damit ein eigenes, höchst individuelles Erleben, das sich vom Erleben eines anderen automatisch fundamental unterscheidet.
  • Er wird aus diesem Grund auch nie als Zeichen für eigene Kompetenz verkaufen, dass er “dieses Thema schon oft gehört” hat.
  • Im Gegenteil. Er wird sich – gerade wenn er das äußere Thema kennt – erneut die innere Reaktion des Klienten schildern lassen; um die immer einzigartige Welt des Sprechers kennen zu lernen.

4. Scheinquantifizierungen

Immer unseriös: Vergleichsparameter fehlen bei einem Superlativ (“Business Coaching ist mittlerweile als die individuellste und nachhaltigste Form der Personalentwicklung und Mitarbeiterführung angekommen”), bei einem Komparativ (“Durch ein Coaching wirken Sie souveräner und gefestigter auf Ihre Umgebung”) oder bei einer Prozentzahl (“Über 90 Prozent der Klienten bestätigen, dass sie durch das Coaching ihre Führungsrolle mit mehr Effizienz, Klarheit, Zufriedenheit, Souveränität und Gelassenheit erfüllen.”)

  • Ein seriöser Coach informiert konkret und aus der Sicht seiner Klienten, also mit Perspektivwechsel: “Einige meiner Klienten bezeichnen die Ergebnisse ihres Coachings als X und y. Sie konnten danach Z verbessern. Gern überlasse ich Kontaktdaten, sofern der entsprechende Klient dem zustimmt.”
  • Manche Unternehmer empfinden die Arbeit mit einem Coach als eigenes Qualitätsmerkmal. Sie renommieren mit “meinem Coach” und geben gern Auskunft über die Wirkung eines Coachings.
  • Anwaltliche Unternehmer sehen das bei diesem Thema mehrheitlich anders. Sie möchten oft nicht, dass “das öffentlich wird”. Sie verweigern öffentliche schriftliche Bewertungen und stehen manchmal auch nicht für Referenzen gegenüber Kollegen am Telefon zur Verfügung – ganz anders als nach einem Seminar.

5. Kuschelecken

Coaching hat durch die hohe Anzahl nicht fundiert ausgebildeter Menschen immer noch das Schmuddelimage eines distanzlosen “Wir-haben-uns-alle-lieb” Szenarios. Der Coach lädt den (künftigen) Klienten zum “Kaffeetrinken” ein und betont, dies sei eine Ausnahme, man sei ja “gerade in der Stadt”.
Passiv aggressiv organisierte Coaches lassen sich vom unerfahrenen Klienten sogar feiern für die “viele Zeit, die Sie investieren für mich”, wehren dann selbstverliebt und gestenreich dieses Lob ab und schwurmeln etwas von “selbstverständlichem Service”.

  • Ein professioneller Coach wird niemals vorvertraglich Verpflegung oder sonst etwas für den Klienten bezahlen, um jeden Druck auf den Klienten zum Vertragsschluss auszuschließen. Auch nach Vertragsschluss wird der Klient den Seminarraum im Hotel nebst kompletter Versorgung auch für den Coach zahlen.
  • Genauso wird es auch im Vertrag festgelegt.

6. Wortschöpfungen

Wortschöpfungen wie “Coachulting” (offenbar eine Mischung aus Consulting und Coaching) sollen mutmaßlich Abgrenzung bewirken und Kreativität anzeigen – und verwirren Rezipienten weiter.

  • Ein seriöser Coach bietet unverkrampfte Kompetenz ohne verkrampfte Namen.
  • Er erklärt anhand von konkreten Beispielen seine Spezialisierung.
  • Kreativ wirkt er z.B., wenn er konkrete Lösungen mit den Herausforderungen der Klienten in einer Matrix kombiniert und dann noch einige Coaching – Methoden auf dem Weg zur Lösung verständlich erläutert.

 

7. Bundling

Wie in der AMAZON Werbung üblich (Ich habe ein Grillbesteck gekauft und erhalte unaufgefordert Werbung für Grillkohle) versuchen Schmalspur-Coaches, den Klienten zum Kauf weiterer ihrer Leistungen zu animieren.
Das tun sie ungefragt, mehrfach und verwenden zunehmend drohende tonale und inhaltliche Muster: “Natürlich kriegen Sie erst im Seminar die wirklichen Fähigkeiten dazu; im Coaching können wir nur den Grundstein legen. Für unsere Klienten kosten deshalb alle unsere Seminare 30 % weniger”.
Wer als Coach ein offensives, unverlangtes Bundling nötig hat, wirkt nicht gerade vertrauenerweckend bezüglich seiner Basisleistung.

  • Meiden Sie Bundling-Jünger![1]
  • Ein seriöser Coach präsentiert seine Basisleistung so zügig, zurückhaltend, effektiv und empathisch, dass der Klient von selbst Fragen nach einer Fortsetzung entwickelt.
  • [1] Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Autorin ist ein großer Fan von “Bundling” im Sinne von Cross Selling. Das meint die Ausweitung eines derzeitigen Mandats durch mehr desselben oder durch mehr eines anderen Produkts des Hauses. Wenn sich allerdings dabei der Anwalt wie ein übergriffiger Versicherungsvertreter aufführt, schwindet allseits die Begeisterung.

8. Distanzlose Monster

Kumpelhafte Kommentare (“Das Kind werden wir schon schaukeln”), duzen (“Da kannste sicher sein…”), weitere Verbrüderungsinszenierungen (“Das kenn ich von meinem Schwager”) oder auch Kompetenzgehaspel (“Ich hatte mal einen Fall, in dem…”) indizieren bestenfalls, dass der Coach unausgebildet, persönlich anerkennungsbedürftig oder sozial vereinsamt ist; manchmal kommt alles zusammen.

  • Gehen Sie als Klient nicht in die Freundesfalle; wählen Sie niemals als Coach einen privaten Bekannten.
  • Ein seriöser Coach ist der Manager eines Problems, das er nicht selber hat. Hat der Coach dasselbe Problem, wird er wegen der Gefahr der Übertragung das Coaching selbst abbrechen.
  • Ein seriöser Coach kennt den Klienten nicht und lernt ihn nicht privat kennen. Falls er ihn privat kennt, wird ein Coaching nicht zustande kommen.
  • Ein seriöser Coach macht sich so schnell wie möglich überflüssig, indem er erlernte Strukturen zur Problemlösung anbietet und moderiert.
  • Seine Eigenwerbung boomt erst, wenn der Klient langfristig zufrieden ist.

9. Gurus

Der Meister hat gesprochen; der Jünger ist begeistert. Und wenn mal nicht, ist der Meister beleidigt. Dies ist die Grunddisposition krankhafter Narzissten. Auch Menschen, die sich Coach nennen, können (und dürfen in Deutschland leider auch) krankhafte Narzissten[1] sein. Sie möchten für ihren maßlosen Durchblick angehimmelt und für ihre Überflieger-Kompetenzen weiter empfohlen werden. Für krankhafte Narzissten ist es unerlässlich, höher zu stehen als der Rest der Welt. Wenn dieses System zu kippen droht – hauptsächlich geschieht das durch Kritik des Klienten – wird der narzisstisch beeinträchtigte Coach zunächst versuchen, die Kritik kleinzureden.
Wenn das nicht reicht, um seine gefühlte Grandiosität wieder herzustellen, wird er den Klienten abwehren, herabwürdigen, das Coaching abbrechen und den Klienten für das “Scheitern” des Coachings verantwortlich machen.

  • Fallen Sie nicht auf Gurus und andere bedürftige Menschen herein, besonders wenn diese sich “Coach” nennen. Beenden Sie das Coaching insbesondere sofort, wenn Ihr Coach zu diskutieren beginnt.
  • Ein seriöser Coach wird seine berechtigten Image-Interessen niemals über die Problemlösungswünsche seiner Klienten stellen.
  • Vermutlich hat jeder Coach – wie alle anderen Auftrittsmenschen auch – narzisstische Anteile in seiner Persönlichkeit und genießt dadurch sein “Helfen-Können” ebenso wie sein dadurch gestiegenes äußeres und inneres Image.
  • Er wird jedoch niemals ruhen, bis er das Ziel des Klienten verstanden hat und dieses als einzige Begründung für den gewählten Weg verstehen.
  • Kritik des Klienten wird er offensiv anstreben und als Ansporn für eine Korrektur sehen, so dass dieser sein Ziel erreicht.

10. Worthülsen

Das “Bullshit Bingo Coaching” (Johanna Busmann) enttarnt inhaltsferne Worthülsen, deren Häufung in einer Leistungsbeschreibung oder in einem Angebot einen unseriösen Zugang zum Thema Coaching indizieren könnte.
Auch wenn einzelne Begriffskombinationen wahrscheinlich unvermeidbar sind: Je häufiger ein Anbieter auf sie zurück greift, desto seltener erscheint er seriös.

  • Probieren Sie es selbst aus: Kombinieren Sie in dieser Matrix – ohne zu überlegen – Adjektive mit Substantiven und entdecken Sie dabei dieselbe semantische Leere wie in so manchem unbrauchbaren Coaching-Angebot:

Angebote für Anwälte auf www.anwalts-akquise.de:

Kanzlei- und Anwaltscoaching seit 35 Jahren

Ich begleite Anwälte als Einzelpersonen und in Teams bei schwierigen Themen.
Ziel ist immer die Lösung individueller, strategischer und motivationsrelevanter Themen im Arbeitsalltag.
Mit einem Seminar oder einer Beratung hat ein Coaching nichts zu tun.

Informationen über mich


Johanna Busmann, Hamburg
35 Jahre Anwaltstraining, Strategieberatung und Kanzleicoaching

Kosten für Coaching

In fast allen Fällen ist ein Coaching in der „Erstanschaffung“ teurer als ein Seminar.

Tag:
2400 Euro + Reise + MWSt. + Übernachtung
(wird Einzelpersonen nicht gewährt)

Stunde
280 € + MWSt. + Reise + ggfs. Übernachtung.

Anamnesegespräch
Das Anamnesegespräch ist bei mir immer kostenfrei: 3o min am Telefon
Danach gebe ich eine Einschätzung von Methode, Weg, Dauer und Ergebnis.

Ort, Organisation, Technik

Wird im Briefing mitgeteilt.
Zerstrittene Teams begleite ich nur an neutralem Ort. Auch in manch anderem Fall empfiehlt sich der Rückzug in ein Waldhotel.

Telefoncoaching
In Ausnahmefällen ist ein Telefoncoaching möglich.

Video-Coaching
Über “Teams” oder andere Systeme möglich.

Sparringspartner
Live-Coaching einer Einzelperson braucht manchmal einen vertrauten Feedbackpartner ohne private oder enge Bindung an den Klienten. Dieser wird in das Coaching eingebunden.

busmann training®

30 Jahre Anwaltstraining und Kanzleimarketing. Genießen Sie Neues, Anregendes und Lernbares aus dem Anwaltsalltag.

30 Jahre in Bild und Wort:
Rückblick

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